Motorische Fähigkeiten und ihre Bedeutung in der Kindesentwicklung

Geht es um die Entwicklung von Kindern, wird früher oder später die Motorik zum zentralen Thema. Logisch, schließlich macht sie einen nicht zu unterschätzenden Teil der gesundes Kindesentwicklung aus. Doch was genau sind motorische Fähigkeiten eigentlich? Wie entwickelt sich die Motorik bei Kindern und welche Faktoren wirken sich förderlich oder hemmend darauf aus? Antworten auf diese spannenden Fragen hält dieser Artikel für Sie bereit.

Motorische Fähigkeiten: Was ist mit Grobmotorik und Feinmotorik gemeint?

Die Motorik lässt sich in zwei Bereiche unterteilen: die Grobmotorik und die Feinmotorik. Diese Begriffe werden in Texten und Vorträgen zum Thema Kindesentwicklung häufig genannt, aber leider viel zu selten genau erklärt. Also holen wir das direkt einmal nach:

Grobmotorik

Unter die Grobmotorik fallen alle großen Bewegungen des Körpers. Diese haben oftmals – aber längst nicht immer – mit der Fortbewegung zu tun. Grobmotorische Bewegungen sind zum Beispiel das Hüpfen, das Ducken, das Gehen und das Drehen um die eigene Achse. Die wichtigsten Fähigkeiten, die für die Ausführung grobmotorischer Bewegungen benötigt werden, sind:

  • Gleichgewicht und Balance
  • Körperwahrnehmung und Gespür für den eigenen Körper
  • Muskelspannung und -entspannung
  • Reaktionsfähigkeit
  • Orientierungsfähigkeit
  • Körperkoordination

Feinmotorik

Zur Feinmotorik gehören alle kleineren Bewegungen, die hauptsächlich mit den Händen und Fingern, aber auch mit den Füßen und dem Gesicht durchgeführt werden. Beispiele hierfür sind das Schnipsen, das Zeigen, das Greifen und das Zeichnen. Dabei sind folgende Fähigkeiten von großer Bedeutung:

  • Augen-Hand-Koordination
  • Händigkeit
  • Gefühl für Hände und Finger
  • Kraftdosierung
  • Muskelspannung und -entspannung

Vereinfacht gesagt umfasst die Grobmotorik also die großen Bewegungen mit ganzen Gliedmaßen, während die Feinmotorik die präzisen, kleinen Bewegungen beschreibt.

Die motorische Entwicklung im Mutterleib

Möchte man die Entwicklung der Motorik ausführlich betrachten, genügt es nicht, mit der Geburt des Menschen damit zu beginnen. Denn: Die ersten Phasen dieser Entwicklung beginnen schon im Mutterleib. Das ist eigentlich recht logisch, schließlich verfügen Babys bereits über bestimmte Bewegungsfähigkeiten, wenn sie zur Welt kommen. Für die Mütter ist die motorische Entwicklung des Kindes während der Schwangerschaft im wahrsten Sinne des Wortes spürbar. In den ersten Monaten macht sich das heranwachsende Kind im Bauch bewegungstechnisch überhaupt nicht bemerkbar. Zuerst ist es noch zu wenig entwickelt, dann noch zu schwach, um wahrnehmbare Bewegungen auszuführen. Ungefähr ab dem fünften Schwangerschaftsmonat wird es dann aber langsam spannend: Zu dieser Zeit spüren werdende Mütter häufig zum ersten Mal ganz deutlich, wie sich ihr Kind bewegt. Von da an werden die Bewegungen des neuen Lebens von Woche zu Woche stärker und ausgeprägter. Nicht nur, weil das Kind weiter wächst und sich zunehmend kräftiger bewegen kann, sondern auch, weil es im Bauch nach und nach enger wird. Mit den Bewegungen, die im Mutterleib stattfinden, beginnt die Entwicklung der motorischen Fähigkeiten des Kindes, die erst einige Jahre später abgeschlossen sein wird.

Übrigens: Erste Kindsbewegungen können oftmals schon ab der achten Schwangerschaftswoche aufgezeichnet werden, auch wenn sie in diesem Stadium noch nicht spürbar sind.

Reflexe: Überlebenssichernde motorische Fähigkeiten von Babys

Zu den motorischen Fähigkeiten, die alle Menschen gemein haben, gehört eine ganze Reihe angeborener Reflexe. Es handelt sich dabei nicht um bewusst ausgeführte Bewegungen, sondern um Bewegungsmuster, die von einem Reiz ausgelöst und quasi automatisch „abgespielt“ werden. Manche dieser Reflexe bleiben uns ein Leben lang erhalten, andere werden mit zunehmendem Alter schwächer und verschwinden irgendwann ganz. Ein Beispiel für einen Reflex, der ein Leben lang erhalten bleibt, ist der umgangssprachliche „Kneifreflex“. Gemeint ist damit das automatische Zusammenkneifen der Augen bei der Konfrontation mit einer hellen Lichtquelle. Bei Babys sind allem voran diese Reflexe „installiert“:

Der Saugreflex

Der Saugreflex sorgt dafür, dass das Baby Milch aufnehmen kann. Sobald die Lippen des Säuglings etwas umschließen, beginnt das Saugen reflexartig und ohne Verzögerung. Im Laufe der ersten Lebensmonate wird der Saugreflex schwächer und verliert sich schließlich gänzlich. An seine Stelle treten Nuckelbewegungen, die nicht reflexartig erfolgen, sondern vom Kind gesteuert werden.

Der Schluckreflex

Der Schluckreflex ist untrennbar mit dem Saugreflex verbunden. Und das ist gut so! Immerhin würde ein Saugen ohne Schlucken schnell problematisch werden. Anders als der Saugreflex bleibt der Schluckreflex erhalten. Er ist also auch bei Erwachsenen noch vorhanden und stellt sicher, dass Substanzen im Mund-Rachenraum automatisch geschluckt werden.

Der Greifreflex

Der Greifreflex ist verantwortlich dafür, dass Babys ihre Hand schließen, sobald die Handinnenfläche berührt wird.

Der Klammerreflex

Deutlich spektakulärer ist der Klammerreflex: Er ist der Überlebensreflex schlechthin und wird mitunter durch plötzlich auftretende Erschütterungen, eine ruckartige Veränderung der Kopfhaltung, abrupt einsetzende laute Geräusche oder gleißendes Licht ausgelöst. Beim Kind bewirken diese Ereignisse ein flinkes Ausbreiten der Arme mit gespreizten Fingern, gefolgt von einem Zusammenführen der Arme über der eigenen Brust.

Der Schreitreflex

Hält man ein Baby unter den Armen fest und stellt es mit den Füßen auf den Boden, stellen sich sofort Schrittbewegungen ein. Dieser Reflex wird Schreitreflex genannt.

Greif-, Klammer- und Schreitreflex bilden sich binnen der ersten beiden Lebensjahre schrittweise zurück.

Wie sich motorische Fähigkeiten in den ersten Lebensjahren entwickeln

Die Entwicklung motorischer Fähigkeiten findet bei Kindern hauptsächlich in den ersten sechs Lebensjahren statt. Während dieser Zeit verbessern sich grob- und feinmotorische Fertigkeiten laufend, was überaus spannend zu beobachten ist. Über die Monate und Jahre wird aus dem ersten unbeholfenen Griff nach dem Schnuller oder der Hand der Mutter ein zielgerichteter Pinzettengriff, aus dem Robben wird ein Krabbeln und schließlich ein Gehen und aus wildem Gekritzel kristallisieren sich klare Formen heraus. Über die Entwicklung der Motorik von Kindern haben wir bereits einen Beitrag verfasst. Dieser stellt anschaulich dar, welche Lernprozesse wann stattfinden, und kann mit einem Klick hier eingesehen werden.

Übrigens: Die Überprüfung der Reflexe und der motorischen Fähigkeiten ist ein wichtiger Teil der U-Untersuchungen, die von Kinderärzten durchgeführt werden.

Motorische Fähigkeiten und Einflussfaktoren auf ihre Entwicklung

Verschiedenen Studien zufolge gibt es mehrere Faktoren, welche sich direkt und in hemmender Weise auf die Entwicklung der Motorik im Kindesalter auswirken können. Dazu zählen:

  • Zerebrale Krampfanfälle und frühkindliche Hirnschädigungen
  • Frühgeburten
  • Niedriges Gewicht des Kindes bei der Geburt
  • Psychische Erkrankungen der Eltern/Hauptbezugspersonen
  • Niedriges Bildungsniveau der Eltern/Hauptbezugspersonen
  • Konflikte und ungesicherte Verhältnisse im Haushalt
  • Problembelastete elterliche Partnerschaft

Die Betonung liegt hierbei eindeutig auf dem Wörtchen „können“. All diese Faktoren wurden im Rahmen von Studien mit einer gehemmten Motorikentwicklung in Zusammenhang gebracht. Das bedeutet aber nicht, dass sie zwangsläufig zu einer solchen führen. Der Vollständigkeit halber folgen an dieser Stelle Faktoren, die (entgegen häufiger Annahmen) keinerlei Einfluss auf die motorische Entwicklung haben:

  • Art der Entbindung
  • Geschlecht des Kindes
  • Wohnort und Größe der Wohnung
  • Zahl der Geschwister
  • Alter der Eltern

Übrigens: Wenn Sie die motorische Entwicklung Ihres Kindes unterstützen möchten, können Sie das zum Beispiel mit unseren Lern- und Übungsheften tun. Diese Produkte zum Thema Schwungübungen eignen sich zum Beispiel optimal zur Förderung der Feinmotorik:

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Zusammenhänge: Motorische Fähigkeiten und andere Entwicklungsbereiche

Dass die motorischen Fähigkeiten in Bezug auf die Kindesentwicklung oft an erster Stelle genannt werden, hat einen Grund: Die Motorik steht in Zusammenhang mit zahlreichen anderen Entwicklungsbereichen und wirkt sich auf diese aus.

Körperliche Entwicklung

Die Verbindung zwischen der motorischen und der körperlichen Entwicklung liegt auf der Hand: Nur wenn sich ein Kind ausreichend häufig und vielseitig bewegt, können sich Bänder und Sehnen, Nerven, Muskulatur und Knochen gesund entwickeln.

Sensorische Entwicklung

Unter der sensorischen Entwicklung versteht man die Entwicklung der Sinne. Im Zusammenhang mit der Motorik sind hierbei insbesondere der Seh-, Hör- und Tastsinn relevant. So schult das Krabbeln, Gehen und Rennen die visuelle Wahrnehmung des Raumes, während die bewegten Berührungen des Bodens einen Anreiz für die Weiterentwicklung des Tastsinns liefern. 

Sprachentwicklung

Sprache ist an Bewegung geknüpft. Klar, immerhin ist das Formen von Lauten ein Resultat aus bestimmten Bewegungen von Zunge und Lippen. Ist die Motorik in diesem Bereich eingeschränkt, ist es dem Kind nicht möglich, sich verbal seinem Alter entsprechend zu äußern.

Soziale Entwicklung

Zu guter Letzt hängt die soziale Entwicklung mit der Motorik zusammen. Kinder, deren motorische Fähigkeiten weniger entwickelt sind, tun sich in der sozialen Interaktion mit Gleichaltrigen schwer. Sie wirken dann schnell „komisch“ auf andere, werden leider nicht selten ausgeschlossen und gewöhnen sich in der Folge selbst eine Vermeidungshaltung an. Sprich: Sie gehen sozialen Interaktionen vermehrt aus dem Weg, was die soziale Entwicklung natürlich immens stört.  

Hat mein Kind ausreichend motorische Fähigkeiten?

Diese Frage stellen sich viele Eltern und in den allermeisten Fällen lautet die Antwort „Ja“. Eltern, die sich Sorgen um die motorische Entwicklung ihres Kindes machen, sollten diese Ängste dennoch nicht totschweigen. Stattdessen empfiehlt es sich, eine ärztliche Meinung einzuholen. Nur so lässt sich ausschließen, dass motorische Unterentwicklungen erst spät bemerkt werden. Eine Anlaufstelle kann auch der Kindergarten beziehungsweise die Kita sein. Die Betreuenden in solchen Einrichtungen haben tagtäglich mit Kindern zu tun und erleben verschiedenste motorische Entwicklungsstadien. Entsprechend können sie oftmals gut einschätzen, wie es um die motorischen Fähigkeiten eines Schützlings steht.

Übrigens: Vergessen Sie nicht, dass jedes Kind seinem individuellen Entwicklungstempo folgt – das gilt auch für die Motorik! Bis zu einem gewissen Grad ist es folglich vollkommen normal, dass sich gleichaltrige Kinder teilweise unterschiedlich schnell entwickeln.

Lesertipp: Feinmotorik Spielzeug für Kinder

Wenn Sie die Motorik Ihres Kindes gezielt fördern möchten, haben wir einen heißen Tipp für Sie: Feinmotorik Spielzeug! Mit Spielzeugen, die die Feinmotorik trainieren, werden Lernen und Vergnügen zu einer unschlagbar starken Kombi. Empfehlungen zu tollen Feinmotorik Spielzeugen für Kinder verschiedener Altersstufen finden Sie in unserem Beitrag zum Thema.