Die Entwicklung von Kindern in ihren ersten Lebensjahren ist ein überaus spannender Prozess, den viele Eltern voller Faszination und Verblüffung beobachten. Es kann einen zuweilen sprachlos machen, zu sehen, welche Fortschritte das eigene Kind macht und wie es sich langsam, aber stetig von einem hilflosen kleinen Würmchen in ein neugieriges und zunehmend mobiles Wesen verwandelt. Besonders freudig werden oft die „ersten Male“ erwartet: das erste bewusste Lächeln, der erste gezielte Griff, die ersten verständlichen Laute und das erste Krabbeln. In diesem Beitrag geht es speziell um das Krabbeln und die vielen Fragen, die in den Köpfen werdender und frischgebackener Eltern umherschwirren. Ab wann krabbeln Babys? Gibt es auch Babys, die gar nicht krabbeln? Und wann wird aus dem Krabbeln das langersehnte Gehen?
Krabbeln als Stufe der motorischen Entwicklung
Zunächst einmal sei gesagt, dass das Krabbeln ein Meilenstein im Prozess der motorischen Entwicklung von Kindern ist. Der Begriff der Motorik beschreibt die Gesamtheit der Körperbewegungen, welche bewusst ausgeführt, kontrolliert und gesteuert werden können. Alle zugehörigen Bewegungen können der Grob- oder Feinmotorik zugeordnet werden, wobei manche Bewegungsabläufe auch aus einer Kombination aus grob- und feinmotorischen Regungen heraus entstehen. Stark vereinfacht ausgedrückt zählen alle kleinen, präzisen Bewegungen von Fingern, Händen, Gesicht und Füßen zur Feinmotorik, während die größeren, oftmals zur Fortbewegung dienenden Bewegungen in die Kategorie Grobmotorik fallen. Das Krabbeln ist folglich eine grobmotorische Bewegung, die im Wesentlichen aus dem Zusammenspiel von Armen, Händen und Beinen resultiert. Damit dies überhaupt gelingen kann, müssen einige Voraussetzungen gegeben sein. Sprich: Das Kind muss zuvor schon zahlreiche Fähigkeiten rund um die Motorik entwickelt haben. Welche Voraussetzungen hier im Einzelnen gemeint sind, wird später in diesem Artikel im Detail thematisiert.
Das große Krabbeln: Ab wann krabbeln Babys durchschnittlich?
Besonders spannend ist für Eltern vor allem eine Frage: Ab wann krabbeln Babys? Dazu muss als erstes gesagt werden, dass sich Babys sehr individuell entwickeln. Das bedeutet, dass Unterschiede in der motorischen Entwicklung absolut normal sind und es demnach nicht den einen Zeitpunkt gibt, zu dem jedes Baby zu krabbeln beginnt. Dennoch gibt es natürlich etliche Erfahrungswerte und Studien zu dieser Thematik, weshalb zumindest Durchschnittswerte angegeben werden können. Im Schnitt fangen Kinder zwischen dem sechsten und dem zehnten Monat mit dem Krabbeln an. Deutlich früher krabbeln nur sehr wenige Babys, dafür ist es gar nicht so unüblich, wenn das „große Krabbeln“ etwas auf sich warten lässt und erst im zehnten oder manchmal auch elften Lebensmonat beobachtet werden kann.
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Voraussetzungen: Was brauchen Babys, um krabbeln zu können?
Wie bereits angesprochen ist das Krabbeln ein Resultat aus einer ganzen Reihe von Fähigkeiten, die zuvor erworben werden müssen:
Stabilität in Kopf und Nacken
Damit das Krabbeln funktionieren kann, müssen Kopf und Nacken stabil gehalten werden können. Dies wird bereits wenige Wochen nach der Geburt erstmals trainiert: Das Baby versucht, seinen Kopf zu heben und immer länger oben zu halten. Dadurch stärkt es seine Nacken- und Schultermuskulatur und bereitet sich somit auf das Krabbeln und sämtliche weiteren Zwischenschritte dorthin vor.
Umdrehen und Sitzen
Im Alter von vier bis sechs Monaten haben Babys für gewöhnlich gelernt, sich vom Bauch auf den Rücken und wieder zurückzudrehen und sich selbstständig aufzusetzen. Dadurch wird die Muskulatur weiter trainiert und das Kind lernt, seine Körperteile- und kraft gezielt und koordiniert einzusetzen.
Robben und der Vierfüßlerstand
Dann folgt zumeist das Robben: Das Kind legt sich bäuchlings hin, stützt sich auf den angewinkelten Unterarmen ab und zieht sich so vorwärts. Häufig werden auch schon die Beine genutzt, um den Körper zusätzlich „anzuschieben“. Dadurch gewinnen Arme und Beine an Kraft. Im nächsten Schritt bringt sich das Kind in den sogenannten Vierfüßlerstand. Es begibt sich auf Ellbogen und Knie und verbringt in vielen Fällen zunächst einige Zeit damit, leicht vor und zurück zu wippen, bevor es sich traut, Arme und Beine zur Fortbewegung zu versetzen. In diesem Entwicklungsstadium werden Koordination und Gleichgewicht vermehrt angesprochen. Schließlich ist eine gewisse Balance nötig, um sich sicher auf allen Vieren halten zu können, und der Einsatz von Armen und Beinen zur Fortbewegung ist eine koordinative Meisterleistung.
Mut und Neugier
Nicht zu unterschätzen ist außerdem die psychische Komponente. Es erfordert eine Menge Mut, neue Bewegungsabläufe auszuprobieren und Bewegungsideen in die Tat umzusetzen. Babys, die von Natur aus sehr neugierig und experimentierfreudig sind, tendieren deshalb oft dazu, etwas früher mit dem Krabbeln zu beginnen, als ängstlichere, weniger wagemutige Kinder.
Was tun, wenn das Baby nicht krabbelt?
Wenn er erste Geburtstag näher rückt und das Baby noch nicht zu Krabbeln begonnen hat, bereitet dies vielen Eltern verständlicherweise Sorgen. Die Frage ist dann nicht mehr „Ab wann krabbeln Babys?“, sondern „Was ist zu tun, wenn das Baby überhaupt nicht krabbelt?“ Fakt ist, dass es Kinder gibt, die den Schritt des Krabbelns in der motorischen Entwicklung komplett auslassen. Diese Kinder bewegen sich auf andere Weise und bleiben zum Beispiel beim Robben, bevor sie sich dann schließlich aufrichten und zum Gehen auf zwei Beinen übergehen. Inwiefern dies problematisch sein kann, ist wissenschaftlich nur unzureichend erforscht. Tatsächlich scheiden sich hier die Geister der Experten: Manche sind der Ansicht, das Krabbeln könne bedenkenlos ausgelassen werden, andere befürchten negative Auswirkungen auf die Entwicklung des zentralen Nervensystems. Sollten Sie sich Sorgen machen, weil Ihr Baby (noch) nicht krabbelt, möchten wir Ihnen dazu raten, ärztlichen Rat einzuholen. Wenden Sie sich an den Kinderarzt Ihres Vertrauens, der Ihnen eine fachkundige Einschätzung zum motorischen Entwicklungsstand Ihres Kindes liefern kann. Je nachdem, welche Ergebnisse die zugehörige Untersuchung bringt, kann es gegebenenfalls sinnvoll sein, die motorische Entwicklung mit gezielten Übungen zusätzlich zu unterstützen und Anreize zum Krabbeln zu schaffen. In den allermeisten Fällen dürfte das Urteil aber lauten: Alles im grünen Bereich.
Robben, Schlängeln, Rollen: Alternativen zum Krabbeln
Über das Robben als Vorstufe oder Alternative zum Krabbeln haben wir bereits gesprochen. Daneben gibt es aber noch einige weitere alternative Bewegungsmuster, mit denen Kinder vor dem Krabbeln experimentieren oder die sie anstelle des Krabbelns zeigen können. Ein paar besonders gängige möchten wir an dieser Stelle in aller Kürze vorstellen:
Das Schlängeln
Das Schlängeln sieht zuweilen abenteuerlich aus, erfordert jede Menge Kraft und ist auch koordinativ nicht zu unterschätzen. Das Kind liegt dabei auf dem Bauch, legt die Handflächen mit ausgestreckten Armen auf dem Boden auf und bewegt Arme und Oberkörper beziehungsweise Unterkörper und Beine in einer gegenläufigen Bewegung. Auf diese Weise holt es quasi Schwung und kann sich so vom Fleck bewegen. Im Vergleich zum Krabbeln ist das Schlängeln ziemlich umständlich und mit einer recht langsamen Geschwindigkeit verbunden.
Das Ziehen
Anders als beim Robben, stützt sich das Kind beim Ziehen nicht auf den Ellbogen auf, sondern verwendet die ausgestreckten Arme und Handflächen, um sich am Boden voranzuziehen. Die Beine werden dabei oft nicht zu Hilfe genommen. Auch diese Art der Fortbewegung ist äußerst anstrengend. Auf Dauer führt sie nicht selten zu schmerzhaften Verspannungen im Nackenbereich. Logisch: Der Kopf wird hierbei ziemlich steil angehoben, da der Oberkörper komplett auf dem Boden aufliegt.
Das Rollen
So richtig kreativ wird es mit dem Rollen, das nur von vergleichsweise wenigen Babys praktiziert wird. Das Kind dreht sich dabei am Boden immer wieder vom Rücken auf den Bauch und vom Bauch wieder auf den Rücken, wobei die Bewegungsrichtung gleich bleibt. Auch so kann es sich fortbewegen, ist aber relativ langsam unterwegs und muss durchgehend eine hohe Körperspannung aufbringen.
Das Rutschen
Viel häufiger lässt sich das Rutschen beobachten: Dabei sitzt das Kind auf seinem Po, stützt die Hände auf dem Boden auf und winkelt die Knie leicht an, um auf dem „Hosenboden“ vorwärts rutschen zu können. Manche Kinder entwickeln hierbei eine so geschickte Technik, dass die erreichte Geschwindigkeit so manchen erwachsenen Zuschauer ins Staunen versetzt.
Ab wann krabbeln Babys schnell?
Apropos Geschwindigkeit: Diesbezüglich ist das Krabbeln nicht zu unterschätzen. Geübte Krabbler rasen nur so über den Boden und sind viel schneller als man als Erwachsener „Krabbel-Laie“ annehmen würde. Wenn das Baby zu krabbeln beginnt, ist es jedoch zunächst noch sehr langsam unterwegs. Es muss sich stark konzentrieren, um das Gleichgewicht zu halten, und wird immer wieder innehalten, um zu überlegen, welchen Arm beziehungsweise welches Bein es als nächstes bewegen muss, damit es vorankommt. Je mehr Zeit es auf allen vieren verbringt und je besser Gleichgewicht und Koordination schon entwickelt sind, desto zügiger wird aus dem gemächlichen Krabbeln in den folgenden Wochen ein effektives Fortbewegen in verblüffend hohem Tempo. Doch auch hier gilt: Jedes Baby ist anders. Manche Kinder krabbeln über die gesamte Entwicklungsphase hinweg so, als hätten sie alle Zeit der Welt, während andere binnen weniger Wochen zu „High-Speed-Krabblern“ werden.
Tipps: Das Zuhause „krabbelsicher“ machen
Egal ob Ihr Kind zu den gemütlichen oder den blitzschnellen Krabblern gehört, sollten Sie Ihr Zuhause unbedingt „krabbelsicher“ machen. Denn: Mit dem Krabbeln wird Ihr Kind deutlich mobiler und erreicht auch Orte, an die es zuvor nicht oder nur sehr mühsam selbstständig kam. Da Ihr Kind in absehbarer Zeit lernen wird, sich auf beide Beine hochzuziehen, sollten Sie in diesem Zuge auch direkt die Gefahren, die sich daraus ergeben könnten, abstellen. Das Ergebnis sollte eine Umgebung sein, in der sich Ihr Kind gefahrlos ausprobieren kann und in der Sie keinen Eklat befürchten müssen, wenn Sie Ihren Sprössling für einen Moment aus den Augen lassen. Zu den wichtigsten Maßnahmen, die nun zu treffen sind, gehören diese Punkte:
- Schutzgitter an Treppenaufgängen und -abgängen installieren
- Türgitter oder Kindersicherungen an den Türklinken anbringen
- Abdeckungen für Steckdosen und Herdknöpfe anschaffen
- Schutzgitter vor Öfen und Kaminen platzieren
- Klemmschutz für Fenster anbringen
- Scharfe Kanten (z.B. an Tischen und Regalen) polstern
- Giftige Pflanzen außer Reichweite bringen
- Schubladen und Schränke mit gefährlichem Inhalt (z.B. Putzmittel und Feuerzeug) verschließen
- Gegenstände, die beim Hochziehen umkippen können (z.B. Blumentöpfe oder dekorative Stehtischchen), sichern oder wegräumen
- Tischdecken am Tisch befestigen
Ähnlich sollte auch der Garten und/oder Balkon abgesichert werden. Um sicherzustellen, dass sämtliche Gefahrenquellen erkannt wurden, können Sie ein kleines Selbstexperiment wagen: Begeben Sie sich auf die Knie und betrachten Sie Ihre Umgebung aus Sicht Ihres Kindes. Welche Gegenstände können Sie noch entdecken, an denen Sie sich verletzen oder die Sie unerwünschterweise erreichen könnten?
Lesertipp: 15 Fakten zur motorischen Entwicklung von Kindern
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