Die motorische Entwicklung ist ein Thema, mit dem sich nicht nur Ärzte und Pädagogen, sondern auch viele Eltern intensiv auseinandersetzen. Verständlich, schließlich ist die Motorik ein zentraler Bereich der gesunden Kindesentwicklung. In diesem Beitrag warten 15 spannende Fakten rund um die Motorik und ihre Entwicklung im Kindesalter darauf, von Ihnen entdeckt zu werden.
#1: Die motorische Entwicklung umfasst Grob- und Feinmotorik
Das Wort Motorik ist ein Überbegriff für alle motorischen Bewegungen. Diese lassen sich in die Grob- und die Feinmotorik unterteilen. Zur Feinmotorik gehören alle kleinen Bewegungen, die von Fingern, Händen, Füßen und dem Gesicht ausgeführt werden. Bei der Feinmotorik geht es vor allem um die Präzision und Genauigkeit der Bewegungen. Anders sieht es bei grobmotorischen Regungen aus: Diese sind vergleichsweise ausladend und dienen in vielen Fällen der Fortbewegung. Das Hüpfen oder Gehen ist zum Beispiel eine grobmotorische Bewegung, während das Schnipsen oder das Drücken eines Knopfes mit dem Finger Beispiele für feinmotorische Bewegungen sind. Im Zuge der motorischen Entwicklung bei Kindern spielen Fein- und Grobmotorik eine gleichermaßen große Rolle.
#2: Die motorische Entwicklung beginnt schon vor der Geburt
Oftmals beginnen Schilderungen und Erklärungen zur motorischen Kindesentwicklung im Stadium des Säuglingsalters. Der Vollständigkeit halber müsste aber eigentlich deutlich früher angesetzt werden. Die motorische Entwicklung beginnt nämlich schon vor der Geburt, also im Mutterleib. Logisch, schließlich kommen Babys nicht bewegungsunfähig zur Welt. Schwangere nehmen die ersten Kindsbewegungen durchschnittlich im fünften Schwangerschaftsmonat wahr. Dann sorgen erste zaghafte Tritte und Rührungen für Entzücken. Diese Bewegungen werden mit jeder weiteren Woche kräftiger und sind auch deshalb immer stärker spürbar, weil zunehmend weniger „Puffer“ in Form von Platz im Bauch vorhanden ist. Aufzeichnen lassen sich die Kindsbewegungen aber schon lange vor sie für die Mutter spürbar werden, nämlich ungefähr ab der achten Schwangerschaftswoche.
#3: Babys haben Reflexe, die Erwachsenen fehlen
Wenn Babys zur Welt kommen, sind sie mit verschiedenen Reflexen ausgestattet. Diese Reflexe sind teils überlebensnotwenig. Ein gutes Beispiel ist der sogenannte Klammerreflex: Erschütterungen, plötzliche Veränderungen der Körperposition und ähnlich starke Reize führen dazu, dass das Baby die Arme zunächst weit ausbreitet und dann stramm über seine Brust legt. Es versucht sich also intuitiv und reflexartig festzuhalten. Zu den weiteren Reflexen von Säuglingen gehören der Saugreflex, der Schreitreflex und der Greifreflex, die in diesem Beitrag genauer erklärt werden. Sämtliche dieser Reflexe verwachsen sich. Sprich: Sie sind angeboren, werden mit steigendem Alter schwächer und verlieren sich in den ersten zwei Lebensjahren. Babys haben also Reflexe, die uns Erwachsenen fehlen.
#4: Die motorische Entwicklung fordert zahlreiche Fähigkeiten
Im Rahmen der motorischen Entwicklung werden zahlreiche Fähigkeiten entwickelt und geschult, welche im Resultat die Qualität der Motorik des Kindes bestimmen. Um grob- und feinmotorische Bewegungen ausführen zu können, braucht es selbstverständlich zuallererst Muskelspannung. Darüber hinaus fällt dem Gleichgewichtssinn, der Orientierungsfähigkeit, dem Rhythmusgefühl, der Körperwahrnehmung, der Reaktionsfähigkeit und der Koordination eine große Bedeutung zu. Die Motorik ist folglich keine einzelne Fähigkeit für sich, sondern vielmehr das Ergebnis aus vielen relevanten Fähigkeiten, die in der Bewegungsausführung zusammenkommen.
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#5: Kinder wagen zwischen 9 und 15 Monaten die ersten Schritte
Eltern warten oftmals überaus gespannt darauf, dass der Sprössling endlich seine ersten Schritte macht. Die Warterei kann sich aber ordentlich ziehen, denn viele Kinder beginnen erst spät mit dem Laufen. Während manche motorischen Überflieger schon mit neun Monaten erstmals auf eigenen Beinen stehen, lassen sich andere jede Menge Zeit und denken in diesem Alter noch gar nicht daran, eine Alternative zum Krabbeln zu entwickeln. Das ist überhaupt kein Grund zur Sorge! Es ist durchaus normal, wenn Kinder erst mit 15 Monaten zu Gehen beginnen. Eltern müssen sich also gegebenenfalls in Geduld üben und ihrem kleinen Liebling die Zeit geben, die er braucht, um auf die Beine zu kommen.
#6: Die fortschreitende motorische Entwicklung birgt Gefahren
Da sich die motorischen Fähigkeiten in den ersten Lebensjahren extrem rasant weiterentwickeln, müssen Eltern auf der Hut sein. Denn: Je mobiler das Kind ist, desto besser abgesichert muss seine Umgebung sein. Sobald das Kind anfängt, sich selbstständig fortzubewegen – sei es durch Robben, Rollen, Schlängeln oder Krabbeln -, müssen unbedingt gewisse Sicherheitsmaßnahmen getroffen werden. Es ist nun beispielsweise notwendig, Gitter an Treppen anzubringen, die Steckdosen abzudecken und scharfe Kanten am Mobiliar zu polstern. Kann sich das Kind bereits aufrichten und gezielt greifen, müssen zudem Kindersicherungen an Türen und Toren, zum Beispiel am Gartentor, angebracht werden. So wird sichergestellt, dass sich das Kind in einer sicheren Umgebung gefahrlos ausprobieren und motorisch verbessern kann.
#7: Die motorische Entwicklung wird bei den U-Untersuchungen überprüft
Die sogenannten U-Untersuchungen sind zwar keine gesetzlich verordneten Pflichtveranstaltungen, sollten aber dennoch unbedingt wahrgenommen werden. Insgesamt gibt es neun solcher Untersuchungen, die das Kind vom Tag der Geburt bis zu seinem fünften Lebensjahr begleiten. Sie werden vom Kinderarzt durchgeführt und dienen längst nicht „nur“ dem Überprüfen des Gesundheitszustandes des Kindes. Unter vielem anderen widmet sich der Kinderarzt den kindlichen Reflexen und begutachtet die Entwicklung der Motorik. Die U-Untersuchungen sorgen also dafür, dass Eltern wissen, ob ihr Kind altersentsprechend entwickelt ist, und gegebenenfalls bestehende Entwicklungsverzögerungen frühzeitig erkannt werden.
#8: Der Gleichgewichtssinn ist ein zentrales Element der motorischen Entwicklung
Wie bereits kurz angesprochen, ist der Gleichgewichtssinn ein Element unter den vielen Bausteinen, welche die Motorik beeinflussen. Hat das Kind das fünfte Lebensjahr erreicht, ist der Gleichgewichtssinn üblicherweise so weit ausgeprägt, dass es problemlos rennen, Trampolin springen, Seilhüpfen und Klettern kann. Dann ist es möglich, das Kind vor eine neue spaßige Herausforderung zu stellen, um die Motorik und insbesondere den Gleichgewichtssinn weiter zu fördern. So kann dem Heranwachsenden zum Beispiel das Fahrrad-, Roller- oder Rollschuhfahren nähergebracht werden.
#9: Das Entwicklungstempo von Kindern ist individuell
Wir können es gar nicht oft genug sagen: Kinder entwickeln sich in ihrem ganz eigenen Tempo. Und sie entwickeln manche Fähigkeiten schneller als andere. Das ist völlig normal, für Eltern aber nicht immer so leicht zu ertragen. Selbstverständlich wünschen sich die meisten Eltern, dass ihr Kind in jedem Bereich zu denjenigen gehört, die zügig dazulernen und sich rasant verbessern. Die Realität sieht aber nun einmal meistens anders aus – und das ist total in Ordnung. Natürlich kann es sinnvoll sein, Kinder gezielt zu fördern, um sie in ihrer Entwicklung zu unterstützen und ihnen in bestimmten Bereichen etwas auf die Sprünge zu helfen. Ihr individuelles Entwicklungstempo kann jedoch nur in begrenztem Maße beschleunigt werden und ist unbedingt zu respektieren und zu akzeptieren.
#10: Die motorische Entwicklung wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst
Wie gut sich die Motorik eines Kindes entwickelt beziehungsweise wie leicht es sich damit tut, seine motorischen Fähigkeiten zu verbessern, wird von einer ganzen Reihe von Faktoren mitbestimmt. Mehreren Studien zufolge entwickeln sich Kinder, die zu früh und/oder mit einem niedrigen Gewicht zur Welt kamen, motorisch tendenziell etwas langsamer. Dasselbe gilt für Kinder, die in einem problembelasteten Haushalt aufwachsen oder deren Eltern eine konfliktreiche Partnerschaft führen. Diese Faktoren können sich, genau wie etwa frühkindliche Hirnschädigungen, hemmend auf die motorische Entwicklung auswirken. Dennoch gibt es natürlich auch Kinder, die sich trotz gegebener hemmender Faktoren motorisch prächtig entwickeln.
#11: Motorische Stärken sind möglicherweise geschlechterspezifisch unterschiedlich
Ob und inwiefern die motorischen Stärken vom Geschlecht eines Kindes abhängen, ist stark umstritten. Zunächst einmal ist das Geschlecht kein Faktor, der sich nachweislich förderlich oder hemmend auf die motorische Entwicklung auswirkt. Allerdings gibt es Studien, die nahelegen, dass bestimmte Teilbereiche der Motorik Mädchen beziehungsweise Jungen jeweils leichter fallen. Einzelne Studienergebnisse legen so zum Beispiel nahe, dass Jungs grobmotorische Bewegungen zügiger entwickeln, während Mädchen die feinmotorischen Bewegungen leichter von der Hand gehen. Stichhaltige, ausreichend repräsentative Belege für solche Tendenzen gibt es bislang jedoch nicht.
#12: Das Schreiben ist eine riesige motorische Herausforderung
Für uns Erwachsene ist das Schreiben fast schon ein Automatismus, der uns keinerlei Anstrengung mehr kostet. Für Kinder ist das Erlernen des Schreibens aber eine unglaublich große Herausforderung, insbesondere auf motorischer Ebene. Buchstaben sauber und leserlich zu Papier zu bringen und miteinander zu ganzen Worten zu verbinden erfordert ein hohes Maß an feinmotorischem Geschick. Als Eltern sollten wir dies nicht unterschätzen und uns bewusst darüber sein, dass Kindern der Einstieg ins Schreiben leichter gelingt, je weiter sie in ihrer motorischen Entwicklung bereits sind.
#13: Die motorische Entwicklung ist mit anderen Bereichen der Kindesentwicklung verknüpft
Die Motorik ist ein extrem wichtiger Bestandteil der Kindesentwicklung. Das liegt mitunter daran, dass sie eng mit vielen anderen Gebieten verknüpft ist. Die Motorik ist untrennbar mit der Sprachentwicklung, der sozialen Entwicklung, der Sinnesentwicklung und der körperlichen Entwicklung im Kindesalter verbunden. Will heißen: Entwickelt sich die Motorik verzögert, wirkt sich dies negativ auf die genannten anderen Entwicklungsbereiche aus. Weitere Informationen dazu erhalten Sie mit einem Klick hier.
#14: Die motorische Entwicklung kann vielseitig unterstützend begleitet werden
Eltern, die ihre Kinder in deren motorischer Entwicklung unterstützen möchten, haben vielseitige Möglichkeiten dazu. Von einfachen Motorik-Lernspielen über motorisch herausfordernde Alltagsaufgaben bis hin zu Lernheften für ältere Kids stehen jede Menge Optionen bereit, die angepasst auf die Fähigkeiten und Bedürfnisse des einzelnen Kindes eingesetzt werden können. Dabei ist es zwingend notwendig, die fördernden Elemente und Maßnahmen abgestimmt auf den Lern- und Entwicklungsstand des Kindes zu wählen. Zu einfache Aufgaben werden schnell langweilig, zu schwierige führen direkt in die Überforderung. Unser Tipp lautet daher: Nehmen Sie sich Zeit für die Auswahl passender Motorik-Übungen und leisten Sie erklärend Hilfestellung, falls Ihr Kind bei der Bearbeitung/Umsetzung zusätzlichen Support benötigt.
#15: Eine verlangsamte motorische Entwicklung kann oft zügig ausgeglichen werden
Die Sorge, das eigene Kind könnte motorisch nicht weit genug entwickelt sein, wiegt bei vielen Eltern schwer. Hier ist es ratsam, das Gespräch mit dem behandelnden Kinderarzt zu suchen. Dieser kann den aktuellen Entwicklungsstand Ihres Kindes fachkundig einschätzen und Ihnen gegebenenfalls direkt mitteilen, wie Sie Ihr Kind zielgerichtet fördern können, um etwaige Defizite auszugleichen. Die gute Nachricht lautet nämlich: Werden motorische „Rückstände“ frühzeitig erkannt, können sie oftmals mithilfe ganz einfacher Übungen und Ansätze aufgeholt werden.
Lesertipp: Spielideen zur Schulung der Feinmotorik
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